KURZBIOGRAFIE
Arbeiten für Theater im Ausland:
- Lyon - Frankreich
- Avignon - Frankreich
- Paris - Frankreich
- New Castle - Großbritannien
- Leningrad (St. Petersburg) - Sowjetunion
- Columbus - Ohio - Vereinigte Staaten von Amerika
- Bern - Schweiz
- Salzburg - Österreich
- Innsbruck - Österreich
- an der Komischen Oper Berlin
- am Maxim Gorki Theater Berlin
- am Berliner Ensemble
- an den Münchner Kammerspielen
- am Landestheater Halle
- am Staatstheater Schwerin
- am Opernhaus Görlitz
- am Staatstheater Saarbrücken
- am Staatstheater Dortmund
- im Berghain Berlin
- am Allee Theater Hamburg
- am Stadttheater Trier
- am Theater Osnabrück
- am Schauspielhaus Bremen
- am Schauspielhaus Leipzig
- am Hans-Otto-Theater Potsdam
- am Stadttheater Greifswald
- und und und ...

















- Bühnenbild und Kostümgestaltung für über 140 Produktionen für Oper, Tanz und Schauspiel
- parallel Arbeiten für Kindertheater und Projekte mit Kindern
- Kurse für Speckstein, Holz-und Steinbildhauerei
- seit 2007 "Atelier für Wildes Denken"
- Workshops mit Jugendlichen "Wildes Denken"
- Workshop mit Studenten am Lette-Verein Berlin, Fachrichtung Modedesign
- mit 17 Jahren eigene Theateraufführungen
Studium:
10 Semester an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee,
mit Abschluss als Diplom- Bühnen- und Kostümbildner
während des Studiums eigene Produktionen
in Brandenburg, Potsdam, Greifswald und an der Volksbühne Berlin
handwerkliche Ausbildung in verschiedenen Gebieten:
Tischlerei, Schlosserei, Bildhauerei, Malerei, Grafik, Fotografie, Druck, Schneiderei, Maskenbildnerei, Musik
10 Semester an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee,
mit Abschluss als Diplom- Bühnen- und Kostümbildner
während des Studiums eigene Produktionen
in Brandenburg, Potsdam, Greifswald und an der Volksbühne Berlin
handwerkliche Ausbildung in verschiedenen Gebieten:
Tischlerei, Schlosserei, Bildhauerei, Malerei, Grafik, Fotografie, Druck, Schneiderei, Maskenbildnerei, Musik
Preise:
1988
Bester Nachwuchsbühnenbildner Theater der Zeit für "Rusalka"
1990
Bester Bühnenbildner des Jahres im Theater Heute für die
Ausstattung "Der Moskauer Chor"
Ausstattung "Der Moskauer Chor"
1991
Kritikerpreis der Berliner Zeitung für "Was Ihr Wollt" am Maxim-Gorki-Theater Berlin
1993
Zuschauerpreis des Saarländischen Staatstheaters für die beste Ausstattung "Romeo und Julia" (Liebe.Macht.Tod.)
1994
Sonderpreis des Berliner Theatertreffens für Innovation im Bereich Bühnenbild
Stipendien:
1985
Sonderstipendium der Kunsthochschule Berlin-Weißensee nach Leningrad (UdSSR)
im Fach Malerei
im Fach Malerei
1991
Stipendium des Goethe-Instituts für Stratford upon Avon und London (GB )
1993
Stipendium des Institut Français für Lyon und Paris (F)
Einladungen zu Theatertreffen
Einzel- und Gruppenausstellungen mit Grafiken, Theaterentwürfen, Malerei und Installationen
1991
Norddeutsches Theatertreffen mit "Der zerbrochne Krug"
1994
Berliner Theatertreffen mit "Othello"
1995
Norddeutsches Theatertreffen mit "Tausend Rosen"
Einzel- und Gruppenausstellungen mit Grafiken, Theaterentwürfen, Malerei und Installationen
Ricarda Bethke (freie Autorin) - Berlin 2016
ÄNN
Ganz am Anfang, 1982 gerade Studentin an der Kunsthochschule Weißensee geworden, lud Änn Schwerdtle zu einem Papiertheater ein. "Bischof, ich kann fliegen!" rief 'Der Schneider von Ulm'. Schwarz-weiße Papierskulpturen im Seitenlicht, das setzte eine reine und scharfe Vorstellung beim Betrachter in Gang. Die Loslösung von zu Schwerem, zu Materiellem, der Wunsch nach der ästhetischen Aufhebung durch "Flügel" kennzeichnete die Bildwelt von ÄNN früh. Viele ihrer Arbeiten wollen abheben. Manchmal ist es auch einfach die Budgetgrenze, die ihre Phantasie nach dem Leichten und besonders nach dem Licht als Hauptmittel greifen lässt.
Ihr "Wozzeck" von A.Berg in Ulm 2006 kam mit expressiver Malerei und intensivem Licht aus; gerade der "Wozzeck", der so stark drückt und ausdrückt. ÄNNs Bild drückte und verschloss die Welt mit einem schwarzen Mond tief im Horizontalen über dem suchenden, rennenden und nach oben die Fäuste schüttelnden Menschen. Und ÄNNs Bühne öffnete oder schloss die traumatischen Handlungen mit einem einzigen vertikalen Durchblick, dessen Leuchten oder Verfinstern jeweils das Drama gab.
Sie nennt sich ÄNN. So ist der alte Name Anna, einer der häufigsten weiblichen Vornamen auf der Welt, in einer seiner Variationen Künstlername geworden. Anna, im Hebräischen Hannah, heißt die Begnadete: begnadet mit einer ein halbes Jahrhundert alten, aus der Kindheit kommenden, unerschrockenen und dauerhaften Begeisterung. Auf "Gnade" kann man sich nicht berufen im Beruf. Zur Berufung kommt die Mühe und die Leidenschaft. Mühe beweist sich in der jetzt vorliegenden Archivierung und Dokumentation der Modelle und Kostümentwürfe, der Rezensionen in der Presse ihrer über dreißigjährigen Berufserfahrung mit weit mehr als hundert Ausstattungen für das geliebte Theater.
Nach Leidenschaft klingt ÄNNs Werkstattname: "Atelier für Wildes Denken". Sie verlangt also von sich: Existenzgefahren zu akzeptieren, immer aus Normierungen zu springen, die Loslösung von Vorbildern zu wagen, großes Vertrauen in die eigene Intuition zu behalten, bei der Geburt von Ideen immer das Chaos zu dulden, ja es herbeizurufen.
So das Motto, das sie sich vorgenommen hat und welches sie befolgen will.
Licht ist das Zauberelement, mit dem ÄNN sehr gut umgeht, um Räume, Bilder, Stimmungen zu schaffen und zu wechseln; eben auch auf einer fast leeren Bühne wie zum Beispiel in der Inszenierung "Kleider machen Leute" in Görlitz im Jahre 2012. In ÄNNs Ausstattung von "Kleider machen Leute" erscheinen die "... erfundenen Bilder opulent, farbig und überwältigend.". So fasst Peter P. Pachl in der "neuen musikzeitung" die "ÄNN -Wirkung" zusammen. Das Wort opulent ist da ein Hinweis auf ihre Fülle von Metaphern, es meint keinesfalls "teuer und protzig".
Bühnenbild: Raum-Kunst für eine dramatische Handlung ist außerordentlich materiell. Holz, Stahl, Stoff, Papier, Folien, Farbe, Mechanik, Beleuchtung... das kostet Geld. Eine sinnvolle Variante ist, gute Kostüme und Details auf einer leeren Bühne visuell und inhaltlich wirken zu lassen. Kostümgestaltung ist eine weitere Stärke von ÄNN. Auch in finanziellen Dingen ist das freie, "wilde" Denken gefragt, das zwischen Staatstheater, Stadttheater und Straßentheater wechseln kann, nicht vor den Bedingungen kapituliert, sondern kreativ und offen bleibt. Historisch sind ihre Kostüme kaum, immer eher psychologisch betonend und charakteristisch.
Aber da fehlt noch das Grundsätzliche, das, was vom Bühnenbildner und dem Regisseur schon vor den ersten Proben angeboten werden muss, wenn Licht und Kostüm noch gar nicht da sind. Das ist Raum: Höhe, Tiefe, Wege, Sperren, Weite und Enge für Bewegungen, die oft unabdingbar nötig, ja die Handlung selber sind. Raumlösungen fand sie also zum Beispiel für eine "Penthesilea" von Kleist in Schwerin 1991 mit einem vom Krieg zerberstenden Tempel oder für "Brel-Le Grand Jacques" in Innsbruck 2007 mit malerischen, mobilen, vieldeutigen Modulen. Lichtfangende,- mal blickdicht, mal transparent; mal pur oder mal verzerrendbühnenhohe Spiegel im "Don Giovanni" in Görlitz 1998 setzte ÄNN konsequent und inhaltlich genau ein, um konkrete Orte darzustellen und gleichzeitig psychologische Vorgänge sichtbar zu machen. Kleine bewegliche Häuser auf hölzernem Grund determinierten und änderten die Spielräume für "Eugen Onegin" in Osnabrück 2000.
Diese Bühnen & Räume & Bilder holen das Spiel in unsere Gegenwart. Ohne vordergründig oder pauschal zu aktualisieren, verbinden sie die Zeiten und öffnen dadurch auch inhaltliche Perspektiven, lassen Zusammenhänge sichtbar werden. Der Verzicht auf Naturalismus wird in allen ihren Räumen erkennbar, doch verlieren sie sich nicht im Abstrakten, lassen immer Konkretes erkennen.
Reiche Bildsymbole schuf ÄNN in einem neueren Metier: Geistliche Musik in Bild und Szene zu setzen. Diese neue Aufgabe interessierte sie sehr. Die Bilder zum "Messiah" von Händel in Columbus (USA) 2001 mit hebräisch beschrifteten Mauerstücken und Teilen einer überdimensionalen Glocke und zu "Messa da Requiem" von Verdi in Ulm 2012 mit einem riesigen rostigen Nagel und harpyienähnlichen Figuren mit beeindruckenden Rabenköpfen waren große Erfolge. Jegliche Gefahr einer Profanisierung ist in den beiden Arbeiten durch ÄNNs Ausstattung vermieden worden. Die Härte menschlicher Existenz, der große Ernst von Todeserfahrungen übertrug sich auf den Zuschauer stark und klar.
Weder zur Historisierung noch zur Aktualisierung einer Vorlage, ob Opernlibretto, Tanzstück oder Schauspieltext hat ÄNN eine vorgefasste Meinung. Völlig frei von manieristischen Gewohnheiten setzt sie sich mit den Themen von Text und Musik auseinander, versucht diese in ihrer Komplexität zu deuten. Sie ist einfach eine verlässliche Künstlerin, die Leichtes in den Ernst und den Ernst in das Leichte bringen kann. Dabei zeigt sie Zuneigung für's Musikalische: für die Oper und den Tanz, die Theaterformen mit der starken "Abhebung".
Ihre Erfahrungen aus dem "immateriellen" Papiertheater verwendet ÄNN gern. Sperrende, bedrohlich geformte Elemente gab es im "Messiah" 2001, welche je nach Beleuchtung zwei- oder dreidimensional wirkten. Module mit wie aus Papier geschnittenen Zacken und seinen spitzen Hohlformen bildeten die Grundformen für "Das Märchen vom Schwanensee" in Hamburg 2014. Das ist dann Verdecken, Verstecken, Verkleiden, Verzaubern auf schmalem Bühnenraum für ein Kindertheater. In "Die Schneekönigin" in Hamburg 2016 gelingt dies mit transparenten farbigen Folien, die Blumen, Garten, Lichtung, Eispalast und finsteren Wald entstehen lassen.
Verzaubern kann ÄNN auch, wenn sie ein Projekt wie "Die fürchterlichen Fünf" mit Kindern entwickelt. Es entstanden phantastische Kopfformen für allerlei Getier, welches die Kinder verkörperten.
Wenn dann das "Reale", also die Haube einer Begine, wie in der Oper "Die tote Stadt" in Görlitz 2015 ihre Phantasie anregt, dann schafft ÄNN jene Verzauberung mit einer enormen Vergrößerung und Vervielfältigung; bis die weißen Hauben zu mystisch den Raum durchziehenden Vögeln werden, zu Symbolen für religiöse Hingabe und bedrohlichen Wunderwahn; wie den Wunsch eines Liebenden, dass eine tote Geliebte lebe oder wie der Wunsch der Bühnenbildnerin, dass sie durch etwas Verwunderliches die Zuschauer empfänglicher und empfindlicher macht.
Fotos:
P. Festersen 4,5,11,12,16
R. Hausmann 14
A. Hängekorb 6
B. Hatesuer 9,17
H. Hermes 1,8
O. Hohlfeld 7
M. Jurgons 10
I. Philippson 2,13
ÄNN 3,15
ÄNN
Ganz am Anfang, 1982 gerade Studentin an der Kunsthochschule Weißensee geworden, lud Änn Schwerdtle zu einem Papiertheater ein. "Bischof, ich kann fliegen!" rief 'Der Schneider von Ulm'. Schwarz-weiße Papierskulpturen im Seitenlicht, das setzte eine reine und scharfe Vorstellung beim Betrachter in Gang. Die Loslösung von zu Schwerem, zu Materiellem, der Wunsch nach der ästhetischen Aufhebung durch "Flügel" kennzeichnete die Bildwelt von ÄNN früh. Viele ihrer Arbeiten wollen abheben. Manchmal ist es auch einfach die Budgetgrenze, die ihre Phantasie nach dem Leichten und besonders nach dem Licht als Hauptmittel greifen lässt.
Ihr "Wozzeck" von A.Berg in Ulm 2006 kam mit expressiver Malerei und intensivem Licht aus; gerade der "Wozzeck", der so stark drückt und ausdrückt. ÄNNs Bild drückte und verschloss die Welt mit einem schwarzen Mond tief im Horizontalen über dem suchenden, rennenden und nach oben die Fäuste schüttelnden Menschen. Und ÄNNs Bühne öffnete oder schloss die traumatischen Handlungen mit einem einzigen vertikalen Durchblick, dessen Leuchten oder Verfinstern jeweils das Drama gab.
Sie nennt sich ÄNN. So ist der alte Name Anna, einer der häufigsten weiblichen Vornamen auf der Welt, in einer seiner Variationen Künstlername geworden. Anna, im Hebräischen Hannah, heißt die Begnadete: begnadet mit einer ein halbes Jahrhundert alten, aus der Kindheit kommenden, unerschrockenen und dauerhaften Begeisterung. Auf "Gnade" kann man sich nicht berufen im Beruf. Zur Berufung kommt die Mühe und die Leidenschaft. Mühe beweist sich in der jetzt vorliegenden Archivierung und Dokumentation der Modelle und Kostümentwürfe, der Rezensionen in der Presse ihrer über dreißigjährigen Berufserfahrung mit weit mehr als hundert Ausstattungen für das geliebte Theater.
Nach Leidenschaft klingt ÄNNs Werkstattname: "Atelier für Wildes Denken". Sie verlangt also von sich: Existenzgefahren zu akzeptieren, immer aus Normierungen zu springen, die Loslösung von Vorbildern zu wagen, großes Vertrauen in die eigene Intuition zu behalten, bei der Geburt von Ideen immer das Chaos zu dulden, ja es herbeizurufen.
So das Motto, das sie sich vorgenommen hat und welches sie befolgen will.
Licht ist das Zauberelement, mit dem ÄNN sehr gut umgeht, um Räume, Bilder, Stimmungen zu schaffen und zu wechseln; eben auch auf einer fast leeren Bühne wie zum Beispiel in der Inszenierung "Kleider machen Leute" in Görlitz im Jahre 2012. In ÄNNs Ausstattung von "Kleider machen Leute" erscheinen die "... erfundenen Bilder opulent, farbig und überwältigend.". So fasst Peter P. Pachl in der "neuen musikzeitung" die "ÄNN -Wirkung" zusammen. Das Wort opulent ist da ein Hinweis auf ihre Fülle von Metaphern, es meint keinesfalls "teuer und protzig".
Bühnenbild: Raum-Kunst für eine dramatische Handlung ist außerordentlich materiell. Holz, Stahl, Stoff, Papier, Folien, Farbe, Mechanik, Beleuchtung... das kostet Geld. Eine sinnvolle Variante ist, gute Kostüme und Details auf einer leeren Bühne visuell und inhaltlich wirken zu lassen. Kostümgestaltung ist eine weitere Stärke von ÄNN. Auch in finanziellen Dingen ist das freie, "wilde" Denken gefragt, das zwischen Staatstheater, Stadttheater und Straßentheater wechseln kann, nicht vor den Bedingungen kapituliert, sondern kreativ und offen bleibt. Historisch sind ihre Kostüme kaum, immer eher psychologisch betonend und charakteristisch.
Aber da fehlt noch das Grundsätzliche, das, was vom Bühnenbildner und dem Regisseur schon vor den ersten Proben angeboten werden muss, wenn Licht und Kostüm noch gar nicht da sind. Das ist Raum: Höhe, Tiefe, Wege, Sperren, Weite und Enge für Bewegungen, die oft unabdingbar nötig, ja die Handlung selber sind. Raumlösungen fand sie also zum Beispiel für eine "Penthesilea" von Kleist in Schwerin 1991 mit einem vom Krieg zerberstenden Tempel oder für "Brel-Le Grand Jacques" in Innsbruck 2007 mit malerischen, mobilen, vieldeutigen Modulen. Lichtfangende,- mal blickdicht, mal transparent; mal pur oder mal verzerrendbühnenhohe Spiegel im "Don Giovanni" in Görlitz 1998 setzte ÄNN konsequent und inhaltlich genau ein, um konkrete Orte darzustellen und gleichzeitig psychologische Vorgänge sichtbar zu machen. Kleine bewegliche Häuser auf hölzernem Grund determinierten und änderten die Spielräume für "Eugen Onegin" in Osnabrück 2000.
Diese Bühnen & Räume & Bilder holen das Spiel in unsere Gegenwart. Ohne vordergründig oder pauschal zu aktualisieren, verbinden sie die Zeiten und öffnen dadurch auch inhaltliche Perspektiven, lassen Zusammenhänge sichtbar werden. Der Verzicht auf Naturalismus wird in allen ihren Räumen erkennbar, doch verlieren sie sich nicht im Abstrakten, lassen immer Konkretes erkennen.
Reiche Bildsymbole schuf ÄNN in einem neueren Metier: Geistliche Musik in Bild und Szene zu setzen. Diese neue Aufgabe interessierte sie sehr. Die Bilder zum "Messiah" von Händel in Columbus (USA) 2001 mit hebräisch beschrifteten Mauerstücken und Teilen einer überdimensionalen Glocke und zu "Messa da Requiem" von Verdi in Ulm 2012 mit einem riesigen rostigen Nagel und harpyienähnlichen Figuren mit beeindruckenden Rabenköpfen waren große Erfolge. Jegliche Gefahr einer Profanisierung ist in den beiden Arbeiten durch ÄNNs Ausstattung vermieden worden. Die Härte menschlicher Existenz, der große Ernst von Todeserfahrungen übertrug sich auf den Zuschauer stark und klar.
Weder zur Historisierung noch zur Aktualisierung einer Vorlage, ob Opernlibretto, Tanzstück oder Schauspieltext hat ÄNN eine vorgefasste Meinung. Völlig frei von manieristischen Gewohnheiten setzt sie sich mit den Themen von Text und Musik auseinander, versucht diese in ihrer Komplexität zu deuten. Sie ist einfach eine verlässliche Künstlerin, die Leichtes in den Ernst und den Ernst in das Leichte bringen kann. Dabei zeigt sie Zuneigung für's Musikalische: für die Oper und den Tanz, die Theaterformen mit der starken "Abhebung".
Ihre Erfahrungen aus dem "immateriellen" Papiertheater verwendet ÄNN gern. Sperrende, bedrohlich geformte Elemente gab es im "Messiah" 2001, welche je nach Beleuchtung zwei- oder dreidimensional wirkten. Module mit wie aus Papier geschnittenen Zacken und seinen spitzen Hohlformen bildeten die Grundformen für "Das Märchen vom Schwanensee" in Hamburg 2014. Das ist dann Verdecken, Verstecken, Verkleiden, Verzaubern auf schmalem Bühnenraum für ein Kindertheater. In "Die Schneekönigin" in Hamburg 2016 gelingt dies mit transparenten farbigen Folien, die Blumen, Garten, Lichtung, Eispalast und finsteren Wald entstehen lassen.
Verzaubern kann ÄNN auch, wenn sie ein Projekt wie "Die fürchterlichen Fünf" mit Kindern entwickelt. Es entstanden phantastische Kopfformen für allerlei Getier, welches die Kinder verkörperten.
Wenn dann das "Reale", also die Haube einer Begine, wie in der Oper "Die tote Stadt" in Görlitz 2015 ihre Phantasie anregt, dann schafft ÄNN jene Verzauberung mit einer enormen Vergrößerung und Vervielfältigung; bis die weißen Hauben zu mystisch den Raum durchziehenden Vögeln werden, zu Symbolen für religiöse Hingabe und bedrohlichen Wunderwahn; wie den Wunsch eines Liebenden, dass eine tote Geliebte lebe oder wie der Wunsch der Bühnenbildnerin, dass sie durch etwas Verwunderliches die Zuschauer empfänglicher und empfindlicher macht.
Fotos:
P. Festersen 4,5,11,12,16
R. Hausmann 14
A. Hängekorb 6
B. Hatesuer 9,17
H. Hermes 1,8
O. Hohlfeld 7
M. Jurgons 10
I. Philippson 2,13
ÄNN 3,15